World of Lena
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Die Alternative zum WoP - Für Leute, welche aus welchen Gründen auch immer das Orginal nicht mehr betreten können und trotzdem eine Heimat suchen, eine vertraute Umgebung in der sie posten können - auch Schwerstverbrecher bekommen hier eine neue Chance.
 
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 Rhobar, der Erste

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Sturmsense

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BeitragThema: Rhobar, der Erste   Rhobar, der Erste Icon_minitimeMo Jan 24, 2011 11:49 pm

RHOBAR DER ERSTE
Prolog

Von Anbeginn der Zeit, als Adanos sich zwischen seine Brüder Innos und Beliar stellte, als die Welt selbst entstand, gab es schon immer Menschen mit dem Wunsch, mächtiger und besser zu sein, als alle anderen. Menschen, die Ländereien und Besitztümer von unschätzbarem Wert besitzen wollten, egal welchen Preis sie dafür zahlen und welche schrecklichen Dinge sie anderen zufügen mussten. Böse Menschen, denen auch das Leben eines Bruders oder einer Schwester entbehrlich schien.
Ich habe viele Herrscher kommen und gehen sehen. Manche flohen vor dem Zorn des Pöbels, andere wurden im Schlaf von ihren Widersachern erdolcht und andere wurden von der Bevölkerung hingerichtet. Zeiten, in denen ein weißer Mensch an der Macht war, gaben es kaum und dauerten nie lange genug, um eine Erzählung wert zu sein.

Die Geschichten des Festlandes erzählen von vielen Edelmännern, Grafen und Lehnsherren, welche die Geschicke der Welt zu steuern versuchten. Männer, die mit Intrigen, Verrat und Gewalt erstrebten, die Autorität der anderen Herrscher zu untergraben und die Macht über ihre Besitztümer zu erlangen.
Einige Herrscher waren weiße, gerecht und würdevoll, doch selbst der gütigste Herrscher konnte den Machenschaften der Machthungrigen nicht entfliehen. Allein Nordmar mit seinen eisigen Gipfeln, verschneiten Pässen und tiefen Schluchten schien das einzige Gebiet zu sein, wo die Machtverhältnisse klar waren und diese sogar von den Clans akzeptiert wurden.
Bei den Nordmännern, die von den Mittelländern als unzivilisierte Barbaren beschimpft wurden, gab es so etwas wie Machtkämpfe nicht.
Dort, wo ein unvorsichtiger Schritt den Tod bedeuten konnte, kam es den Kriegern, Jägern und einfachen Leuten nicht darauf an, dass ihr Oberhaupt mit Worten jonglieren konnte oder besonders teure Kleidung trug. Nein, in Nordmar führten nur die, die einen starken Arm besaßen, stets einen kühlen Kopf bewahrten und den eigenen Clan ernähren konnten. Solche Männer, die den Mut besaßen den angreifenden Orks aus den Bergen die Stirn zu bieten.
Einen Rat den mir einst ein Normarer gab, lautete: „Vertraue im Kampf niemals auf einen goldenen teuren Dolch, sondern auf eine scharfe, stabile Axt, je größer desto besser“

Das Volk von Midland sehnte sich nach einem Helden, einem einzelnen Herrscher, einem Mann dem sie alle folgen konnten.
Niemand hatte geglaubt dass die Zukunft von Midland, ja vom ganzen Festland in den Händen eines Nordmarers liegen würde.

Einem Nordmarer, von dem die Geschichtsbücher noch in Tausend Jahren sprechen würden.
Einem Nordmarer, der von seinem Gott erwählt würde.
Einem Nordmarer der sein eigenes Königreich schaffen würde.
Einem Nordmarer, der Varant, Nordmar und Midland vereinen würde.

Der Name dieses Mannes, des Erlösers der Bevölkerung, war Rhobar.

Und dies ist seine Geschichte.

Rhobar

In Nordmar war es kalt. So wie immer. Selbst der Sommer hatte die Temperaturen nur unmerklich angehoben. Aber das störte hier niemanden, lebten doch schon Generationen von Menschen in den eisigen Bergen von Nordmar. Rhobar starrte trübsinnig aus dem Fenster seiner Hütte, das Kinn gelangweilt auf die Faust gestützt. Er beobachtete die großen Schneeflocken die vor dem Fenster umherwirbelten. Der Sturm hatte heute Morgen begonnen, inzwischen war es später Nachmittag. Ein denkbar ungeeignetes Wetter für die Jagd. Rhobar hoffte das sich der Sturm bis zum nächsten Morgen legen würde. Selbst mit unseren Mänteln wird das kein Spaziergang, in dieser Kälte dem Vieh hinterherzuhetzen, dachte Rhobar.
„Schatz, würdest du bitte etwas Feuerholz holen? Oder willst du dass dein Sohn sich erkältet?“ Die Stimme seiner Frau halte aus dem Nebenzimmer. Rhobar erhob sich lächelnd von dem Hocker auf dem er gesessen hatte und antwortete: „Sicher nicht, jetzt wo er das Schlimmste hinter sich hat. Ich bin schon unterwegs!“ Die Sterblichkeitsrate war in Nordmar unter den Kindern sehr hoch. Nicht immer war genug Holz für alle da. Die meisten Kinder starben zwischen dem ersten und dem dritten Jahr. Manchmal kam es sogar vor, dass eine Mutter mit ihrem Kind von einem wilden Tier angegriffen wurde.
Rhobar zog seinen Mantel an und schritt durch die Tür in den Hauptraum seiner Hütte. Er ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. Es war für eine Nordmarhütte komfortabel eingerichtet. Drei Stühle und eine Bank mit Rückenlehne, die mit Bisonfell bezogen waren standen um den großen Kamin herum und luden zur Entspannung und einem guten Schluck Met ein. An den Wänden hingen viele Tierfelle, alle selbst erlegt. Sein ganzer Stolz waren Jagdtrophäen von einem Schattenläufer. Er schritt durch den Raum über das Fell des Ungetüms, der als Teppich diente. Auf der anderen Seite des Raumes stand ein eiserner Herd, auf dem in einer Pfanne ein großer Braten brutzelte. Der Duft des gebratenen Fleisches lag in der Luft und ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Vor dem Herd in einer schmutzigen Schürze, stand die Liebe seines Lebens, seine Frau Theresia. Ihr kurzes Blondes Haar reichte ihr bis knapp über die Schultern, ihre Arme waren kräftig, so wie bei jeder Nordmarin. Ihr Körper sah aus wie von Innos selbst geschaffen. Die Proportionen waren allesamt perfekt und jeder seiner Clan- Brüder im Dorf beneidete ihn um sie. Bevor sie verheiratet waren, wurde sie von jedem jungen Mann umschwärmt, so wie die Motten das Licht umschwärmten. Doch sie hatte sich für ihn entschieden.
Rhobar legte seine Hände an ihre Hüfte und küsste sie sanft in den Nacken. Ihr entschlüpfte ein leises, schüchternes Kichern. Obwohl bereits acht Jahre seit ihrer Heirat vergangen waren, benahm sie sich immer noch wie frisch vermählt. Und dafür liebte er sie.

„ Ich werde noch schnell bei Thren vorbeischauen. Ich frage mich ob er wirklich heute noch jagen gehen will“ sagte Rhobar und richtete sich wieder auf. Theresia war für eine Nordmarin klein geraten, fast einen halben Kopf kleiner als andere Frauen, aber immer noch größer als diese Zwerginnen von Midland. „Bei dieser Kälte sollte er es sein lassen!“
Theresia entwand sich geschickt aus seinem Griff und wandte sich ihm zu. „Sicher Liebling, aber vergiss bloß das Holz nicht.“ Sie klopfte mit einem großen Löffel auf seine Brust und fügte ihm gespielt drohenden Tonfall hinzu: „ Aber keine Abstecher zu Mort, verstanden? Das Essen ist gleich fertig!“ Sie lächelte.

Rhobar musste grinsen. Mort stellte den Met her und viele Leute schauten gerne mal bei ihm vorbei. Er selbst hatte einmal eigentlich nur eine Ladung Fleisch und Felle im Lager abgeben wollen, wurde dann aber von seinem Vetter in Morts Haus gelockt, wo sie sich hemmunglos betrunken hatten. Als er tief in der Nacht nach Hause kam, erlebte er sein blaues Wunder in Form von einem Besen. Theresia hatte schrecklich Angst gehabt, ihm wäre etwas bei der Jagd passiert. Als er in dieser Nacht die Tür öffnete und ins Zimmer stolperte, wurde er fast von den Beinen gerissen, als sich seine Frau in seine Arme warf. Sie hatte die ganze Nacht mit seinem Vater am Kamin gesessen und auf eine Nachricht gewartet. Ihre Erleichterung hatte sich schnell in Zorn verwandelt, als sie sah, dass ihr Ehemann offenbar nur zu tief in den Humpen geschaut hatte. Sein Vater stand brüllend vor Lachen an der Tür und beobachtete wie seine Schwiegertochter ihren Mann mit schwingendem Besen durch das Dorf jagte
„Du kannst dich auf mich verlassen!“
Auf dem Weg zur Tür hielt Rhobar vor dem Spiegel inne und betrachtete sich. Er war großgewachsen, genauso wie sein Vater. Er hatte dunkles Braunes Haar und einen leichten Bart in derselben Farbe. Sein Körperbau, unter dem dicken Bisonmantel verborgen, war muskulös, was von dem Training mit seinem Vater kam. Blaue Augen und eine gerade Nase rundeten das Bild ab. Eine Narbe zierte seine linke Wange, ein kleines Andenken an den Kampf gegen den Schattenläufer. Rhobar blickte zur Tür. Darüber hing an einem Holzbrett befestigt der Kopf des Schattenläufers. Du hast eindeutig den Kürzeren gezogen, dachte Rhobar und grinste.
Er ging zur Tür, öffnete sie und Schritt hinaus.
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Sturmsense

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BeitragThema: Re: Rhobar, der Erste   Rhobar, der Erste Icon_minitimeDi Jun 21, 2011 9:40 pm

[SIZE="6"]Der Feuerclan[/SIZE]


Draußen war es noch kälter als er gedacht hatte. Der eisige Wind kam von Norden, von den Orkbergen herunter und kroch in jede Ritze seiner Kleidung. Rhobar erschauerte und zog den Mantel noch enger an sich. Dann stapfte er durch den kniehohen Schnee Richtung Dorfmitte. Bei diesem Wetter zeigte sich keiner vom Clan im Freien. Selbst die zahmen Eiswölfe hatten sich ins Wärmere verzogen. Blöde Viecher, dachte Rhobar. Schimpfen sich Eiswölfe und verschwinden bei jedem kleinen Sturm in die Häuser. Die wilden Wölfe jagen bei solchen Stürmen am liebsten. Verweichlichte Bande. Rhobar schnaufte kräftig durch die Nase aus, schritt einen zugeschneiten Pfad hinauf und presste den Mantel so dicht an sich wie er konnte. Er kam an einer Statue vorbei, als er den Dorfplatz überquerte. Wegen den dichten Schneeflocken, die in sein Gesicht peitschten, hatte Rhobar die Augen zu kleinen Schlitzen verengt. Er hielt kurz inne und spähte zum Antlitz der Statue hinauf. Die Statue war von den besten Schmieden des Hammerclans aus reinem Erz gefertigt worden. In den bläulich schimmernden Fels war das Gesicht Akaschas, des Gründers seines Clans, des Feuerclans, getrieben worden. Eine prachtvolle Rüstung bildete den restlichen Körper der Statue. Auf dem Brustpanzer war das Symbol des Feuergottes Innos, zwei Hände die mit den Handinnenflächen nach oben gestreckt eine Flamme hielten, eingraviert. Akascha stand mit erhobenem Schwert das Richtung Westen gerichtet war auf einem Sockel aus Granit. Die Spitze des Schwertes deutete in Richtung des Innosklosters welches ein Stück weit entfernt von ihrem Dorf erbaut wurde, hoch oben, in den Gipfeln des nordwestlichen Gebirges. Dort, in einer Höhle, hatte sich Innos das erste Mal den Menschen offenbart. Seitdem war der Innosglauben in Nordmar stark vertreten. Der Feuerclan verehrte Innos stärker als die beiden anderen Clans, gab er ihnen doch Kraft für den Kampf und ein inneres Feuer für das Leben hier.
Ein kleiner Eiszapfen hatte sich unter Akaschas Nase gebildet, sodass es aussah, als hätte die Statue eine Erkältung und ihr würde Rotz aus der Nase laufen.
Rhobar wandte sich ab und ging weiter den Weg hinauf.

Auf beiden Seiten des Pfades standen die Hütten des Dorfes. Die Hütten der Bewohner des Feuerclans waren allesamt aus Holz errichtet. Gegen den kalten Wind und den Schnee, hatte man Stroh aus Midland gekauft, diesen zwischen die Bretter und Stämme geklemmt und alles mit Mörtel verschlossen. Da in Nordmar so gut wie nichts wuchs, hatte man notgedrungen Material aus Midland importieren müssen. Ohne das Heu, kühlten die Hütten viel zu schnell aus, es war also ein notwendiger Handel.
Keine der Hütten war älter als 20 Jahre. Die Älteren hatte man abreißen müssen, um Platz für modernere Bauten zu schaffen. Die alten Häuser verfielen immer mehr und waren schließlich nicht mehr bewohnbar. Ein Vorteil der neuen Wohnstätten waren ganz klar die Fensterscheiben aus Glas. Auch diese waren importiert, allerdings aus Varant. Ihre eigenen Schmiede waren noch nicht hinter das Geheimnis der Glasherstellung gekommen.

Als die Hütte von Thren in Sicht kam, viel Rhobar ein, dass sich der einzige Schmied vom Hammerclan in die Wüste aufgemacht hatte um herauszufinden wie Glas hergestellt wurde, denn Glas zu kaufen war teuer und die Lieferung dauerte Wochen.
Rhobar blieb vor der Tür der Hütte stehen, krempelte den Ärmel des Mantels ein Stück nach oben und klopfte mit der Faust, fest gegen das solide Holz. Das kratzen von Holz auf Holz war zu hören, dann ein paar leise Schritte die sich der Tür näherten und schließlich wurde ebendiese von einem schlanken, aber beeindruckend großen Mann geöffnet. „Rhobar! Was machst du denn bei dieser Kälte hier draußen? Ist was passiert? Sind dir wieder mal die Pfeile ausgegangen?“, sagte Thren und musterte Rhobar interessiert, wie der so dick in seinen Mantel eingelümmelt vor seiner Tür stand. Rhobar antwortete:“ Zu deinen letzten beiden Fragen: Nein, es ist nichts passiert und nein ich habe noch genug Pfeile. Zu deiner ersten Frage: Ich stehe vor deiner Tür, im wohl stärksten Sturm des Jahres und friere mir die Nüsse ab.“ Thren lachte auf und Rhobar grinste. „Na dann sollten wir dafür sorgen das deine Nüsse wieder aufgetaut und einsatzbereit sind, wenn du wieder zu deiner Frau kommst! Na los komm rein!“ Thren trat einen Schritt zur Seite und deutete mit einer einladenden Geste seiner Hand, in sein Heim. „Ich habe frisch gebrannten Nebelgeist da. Den musst du probieren!“ sagte Thren. Rhobar klopfte seine Stiefel an der Hauswand ab und ging an Thren vorbei in die Wohnung.
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BeitragThema: Re: Rhobar, der Erste   Rhobar, der Erste Icon_minitimeDi Jun 21, 2011 9:41 pm

Thren’s Hütte war eingerichtet, wie man es von einem Meister der Jagdkunst erwartete. Die Wände waren gesäumt mit Fellen, die er auf seinen unzähligen Jagdausflügen erbeutet hatte. Thren hatte jede Tierart in Nordmar bereits mindestens einmal erlegt. Bison-, Wolf- und Schattenläuferfelle waren an der Wand befestigt oder waren auf Möbel gespannt worden, der Kamin war mit Minecrawlerplatten verkleidet, genauso wie der Tisch, auf dem Trinkhörner standen, welche aus den Hörnern der Schattenläufer gefertigt worden waren. Die Hütte bestand nur aus einem einzigen Raum, in der Ecke stand ein mit Fellen bezogenes Bett.
Thren schritt zum Tisch nahm eines der Hörner und füllte das Horn mit einer klaren Flüssigkeit, die aus einer Flasche kam, die Rhobar bis eben noch nicht bemerkt hatte. Der große Jäger musste sie in der Hand gehalten haben, als er die Tür öffnete. Offenbar hatte Thren es nicht für notwendig befunden, aus einem Horn zu trinken, während er allein war. Rhobar’s Gastgeber füllte nun auch ein zweites Horn mit dem Schnaps, nahm dieses und ließ sich in einen aus Schattenläuferfell gefertigten Sessel sinken. „Setz dich doch, mein Freund!“, forderte Thren seinen Gast auf. Rhobar zog seinen Mantel aus und hing ihn an einen Haken neben der Tür. Anschließend ging er zu dem ihm angebotenen Sessel und ließ sich darin nieder. „Hier, nimm, trink und genieße, Rhobar.“, sagte Thren und deutete auf das Trinkhorn, das noch auf dem Tisch stand. Rhobar nahm das Horn in die rechte Hand, zögerte aber einen Moment und dachte daran, was womöglich noch in dem Horn sein konnte, außer dem Schnaps. Er sah dem älteren Jäger kurz an, dieser war gerade damit beschäftigt, einen Holzscheit den er von einem Stapel neben seinem Sessel genommen hatte, in den Kamin zu werfen, damit die Flammen mehr Nahrung erhielten. Was soll’s er ist ja nicht giftig, dachte sich Rhobar und nahm einen großen Schluck. Der Schnaps brannte wie flüssiges Erz durch seine Kehle, aber das war kein unangenehmes Gefühl für einen Nordmarer. Die meistens jungen Männer der Clans waren bereits mit fünfzehn Lenzen trinkfester, als viele Erwachsene des Mittellandes oder Varants. Der Trunk vertrieb allmählich die Kälte aus seinem Körper.

„So Rhobar…“, sagte Thren, der sich vom Kamin abwandte und die Hände aneinander Rieb um kleine Holstückchen zu entfernen, die auf seiner Haut kleben geblieben waren. „…jetzt erzähl mir doch mal warum du dich in diese hundsgemeinen Kälte hinauswagst, um mir einen Besuch abzustatten und das Risiko eingehst dir die Nüsse abzufrieren.“ Thren zwinkerte seinem Gegenüber zu. „Ich wollte dir eigentlich abraten heute bei diesem Sturm jagen zu gehen, aber wie ich sehe hast du selber nicht vor deinen Hintern in den Wald zu bewegen.“, sagte Rhobar und musterte den Jägerveteranen. Thren war groß gewachsen, größer als die meisten Nordmarer, was bei der Jagd ein Vorteil, aber auch ein Nachteil sein konnte. Er kam ursprünglich aus dem Wolfsclan, dem eigentlichen Jägerclan Nordmars, war aber zum Feuerclan gezogen, als dieser einen Ausbilder in Sachen Jagdkunst suchte. Wie die meisten Menschen des Wolfclans, hatte Thren blonde Haare, welche alle zu kunstfertigen Zöpfen geflochten und ihn den Nacken gelegt waren. Ungewöhnlich an ihm war, außer das er so groß war, dass er statt eines Vollbartes nur einen dünnen Schnauzer besaß. Sein Gesicht war ziemlich kantig und saß auf einem kurzen Hals, der außerdem ständig von einem dicken Tuch bedeckt war, sodass es aussah, als säße sein Kopf direkt auf seinen Schultern. Thren hatte dunkelblaue, fast schon schwarze Augen und eine mehrfach gebrochene Nase. Woher er die hatte, wusste außer ihm selbst niemand. Sein Körper war muskulös, allerdings nicht so massig, wie die Muskeln eines ausgebildeten Kriegers. Auf der Haut trug leichte, aus Trollleder gefertigte Kleidung. Natürlich hatte er den Troll selbst erlegt. Trollleder trug Thren nur wenn er beabsichtigte den Abend im eigenen Haus zu verbringen, da das Leder selten und aufwendig zu bearbeiten war.
„Pfff, ich halte die Kälte bei der Jagd leicht aus, aber dieser Sturm, nein, der wäre ein wenig zu viel des Guten, mein Lieber. Auch ein Meister hat seine Grenzen. Außerdem sagt mein Bauchgefühl, dass morgen ein besserer Tag zum Jagen ist.“, meinte Thren und lehnte sich im Sessel zurück. Rhobar zog eine Augenbraue hoch, nahm einen Schluck aus dem Horn und fragte dann: „Sagt das dein Bauch, weil er bereits mit Nebelgeist gefüllt ist?“ Thren lachte. „Ich würde im Vollsuff mehr erlegen als du, mein Kleiner. Das kann ich dir auf der Stelle beweisen. Ich gebe mir jetzt sofort die Kante und wir beide gehen morgen jagen und dann werden wir sehen ob mein Bauch die richtige Entscheidung getroffen hat.“ Rhobar stimmte in das Lachen mit ein.
„Nein lieber nicht. Diese Blamage möchte ich mir lieber ersparen, wenn’s dir recht ist.“
„Sicher.“ Thren warf einen Blick aus dem Fenster, hinter Rhobar’s Kopf. „Willst du die Nacht hier bleiben? Der Sturm scheint noch an Stärke gewonnen zu haben! Ich kann dir ein Lager zu Recht machen.“, bot Thren dem Jüngeren an.

In Nordmar war es eine Sache der Höflichkeit solch einen Vorschlag zu machen. Wenn man unnötige Qualen vermeiden konnte, vermied man sie, das Leben in den eisigen Bergen des Nordlands war auch so schon hart genug.
Allerdings sah Rhobar auch eine unausgesprochene Bitte in den Augen des Jägers. Thren war einsam, dass wusste Rhobar genau. Er verbrachte die meisten Tage und Nächte alleine, seitdem seine Frau gestorben war. Oder besser, als sie ermordet wurde. Seitdem sprach Thren nicht mehr oft mit Frauen, sagte immer nur das Nötigste. Manchmal lud er ein paar Freunde ein und trank mit ihnen, während sie Geschichten zum Besten gaben. Auf Dorffesten sah man ihn nie, er war nicht besonders gesellig. Deshalb freute er sich über jeden mit dem er eine Nacht durchmachen konnte.
Man sah es Thren nicht an, aber er verbarg unter der Gelassenheit und dem Lachen einen tiefen Schmerz, denn er hatte den Tod seiner Frau niemals ganz überwunden. Rhobar kannte die Geschichte über den Todesfall seiner Frau nicht, niemand sprach darüber und keiner der es nicht wusste, fragte danach.
Doch Rhobar musste ablehnen: „Nein, lass gut sein. Meine Frau wartet bereits mit dem Braten auf mich und ich wollte meinem Sohn noch beibringen wie er seine neuen Fellstiefel anziehen muss.“ Rhobar kippte den letzten Rest Nebelgeist in sich hinein, stand auf und legte eine Hand auf die Schulter des Witwers. „Du solltest darüber nachdenken, eine neue Frau zu wählen.“, sagte Rhobar leise, aber als er sah das sich die Miene des sonst heiteren Jägers verfinsterte und Thren ihm einen scharfen Blick zuwarf, fügte er schnell hinzu: „Ich will das Andenken deiner Frau nicht beschmutzen, aber sie hätte sicher gewollt, dass du dein Leben so gut es geht weiterlebst.“ Thren stand auf und Rhobar’s Hand glitt von seiner Schulter. „Du solltest gehen, Theresia wartet auf dich.“, sagte Thren laut. Rhobar sah ihm beklommen ins Gesicht, sah jedoch das sein Gastgeber wieder eine gutmütige Miene aufgelegt hatte. „Ich weiß, dass du es gut meinst Rhobar, und danke dir für die aufmunternden Worte, doch ich kann sie nicht ersetzen, werde ich nie können.“ Rhobar nahm dies als Aufforderung zu gehen. Er schritt zu seinem Mantel und warf ihn sich über.
„Bei Sonnenaufgang!“
Rhobar sah Thren fragend an. Der stand mit dem Rücken zu ihm, dass Gesicht dem Feuer zugewandt. Er hatte die Arme hinter dem Rücken verschränkt. Die Silhouette des Mannes zeichnete sich düster von den hellen Leuchten der Flammen ab.
„Bei Sonnenaufgang gehen wir beide jagen. Stärke dich zu Hause und ruh dich aus. Du wirst alle Kraft brauchen. Wir müssen morgen eine Menge Fleisch beschaffen.“ Thren’s Stimme hatte einen dunklen und gleichzeitig nachdenklichen Ton angenommen.
Rhobar drehte sich um, öffnete die Tür und schritt hinaus. Kurz bevor er die Tür ins Schloss fielen ließ, hörte er Thren noch sagen:

"Ich habe das Gefühl, das morgen eine ganz besondere Jagd stattfinden wird!“
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BeitragThema: Re: Rhobar, der Erste   Rhobar, der Erste Icon_minitimeDi Jun 21, 2011 9:42 pm

[SIZE="6"]Das Schwert[/SIZE]


Rhobar zuckte aus seinem Schlaf hoch. Er blinzelte ein paar Mal um richtig wach zu werden und richtete sich in seinem Bett auf. Sein nackter Oberkörper und sein Gesicht, waren schweißüberströmt und er atmete krampfhaft ein und aus. Rhobar fuhr mit einer Hand über sein Gesicht und durch sein Haar. Er hatte wieder diesen Traum gehabt. In letzter Zeit hatte er immer denselben Albtraum. Er wurde von einer Bestie, einem Tier oder vielleicht sogar einem Ork durch die verschneiten Landschaften gehetzt. Immer wenn er sich der Kreatur zuwandte konnte er nicht mehr als einen huschenden Schatten wahrnehmen. Doch er hatte panische Angst, die sich selbst nachdem er wach war, lange Zeit hielt. Im Traum haftete seinem Verfolger eine Aura von Tod und Angst an, dass selbst ein Troll vor Furcht erstarrt wäre. Neben ihm lag Theresia, noch tief im Schlaf versunken, eine Hand auf sein Kissen gelegt. Langsam klang die Angst von Rhobar ab und er beruhigte sich. Nur ein dummer Traum. Er beugte sich zu seiner Frau hinunter und küsste sie leicht auf die Stirn. Sie murmelte unverständliche Laute und wand den Kopf auf die andere Seite. Rhobar lächelte. Vorsichtig, um seine Frau nicht zu wecken, schlüpfte er aus dem Bett. Aus dem Schrank neben ihrem Lager, nahm er seine Jagdrüstung heraus. Diese bestand aus dickem Leder, von innen war Wolle eingenäht worden, um den Träger vor der Kälte zu schützen. Ein dicker Mantel, wie er ihn am vorigen Tag getragen hatte, taugte nicht zum Jagen. Die Rüstung war zwar dünner wie der Mantel, aber bei der Jagd würde ihm schon warm werden. Leise kleidete er sich an und schlich aus dem Zimmer.
Im Hauptraum der Hütte war es immer noch angenehm warm. Im Kamin glühten noch ein paar Holzbrocken und warfen einen warmen Schein an die Hüttenwände. Rhobar schritt zum Vorratsschrank und nahm sich einen Kanten Brot und eine Flasche Milch heraus. Herzhaft biss er ein Stück Brot ab, kaute einen Moment und schluckte dann, um gleich mit einem Schluck Milch nachzuspülen. Mit schnellen Zügen trank er die kleine Flasche aus, nahm dann noch einen Bissen zu sich und stopfte den Rest in die Tasche. Er würde den Rest auf dem Weg zum Treffpunkt essen. Rhobar wandte sich um und ging zur Tür. Neben dieser hingen sein Bogen, seine Axt, sein Schwert und einige Dolche bereit um eingesetzt zu werden. Rhobar nahm einen langen, geschwungenen Dolch und band den Lederriemen an der Scheide um seinen Gürtel. Rhobar überprüfte den Sitz der Klinge und wippte einige Male schnell auf und ab, um zu prüfen, ob das Band auch hielt, wenn er sich schnell bewegen musste. Er korrigierte noch einmal einen Knoten und wandte sich dann seinem Bogen zu.
Es war ein schönes Stück, das da vor ihm hing. Ein Eichenbogen aus dunklem Holz gefertigt. Sein Vater hatte ihm- wenn auch widerwillig- diesen Bogen gefertigt. Rabohr, sein alter Herr, war eigentlich Waffenschmied, verstand sich aber auch auf die Fertigung von Bögen und Armbrüsten. Eigentlich hatte er aus seinem Sohn einen stattlichen Axtkämpfer und Krieger machen wollen, doch Rhobar hatte nie viel für die schweren Äxte seines Volkes übrig gehabt. Sie waren ihm zu behäbig und langsam, also keine gute Waffe für einen Jäger, der auf schnelle Aktionen eingestellt war. Was nützte ihm eine gute Axt, wenn er dem Vieh nicht hinterherkam, weil er einen großen Brocken Stahl auf dem Rücken trug? Mit dem Schwert allerdings, kam er gut zurecht. Eine effektive und vor allem schnelle Waffe, die auch ein Jäger ohne Mühe tragen konnte. Zwar konnte man auch mit dem Schwert ein großer Meister der Kriegskunst werden, doch das Gemetzel mit den Orks, war ebenfalls nicht sein Ding. Er hatte keine Angst vor Orks oder einem Kampf, hatte er doch schon einige Scharmützel mit den Nordlandeorks miterlebt. Allerdings bereitete es ihm kein Vergnügen seinen Feinden die Köpfe abzuschlagen oder ihre Bäuche aufzuschlitzen, so dass die Gedärme heraushingen. Ganz anders als seinem Vater oder den anderen Kriegern des Stammes, die sich mit einem wilden Gelächter und Innos Namen auf den Lippen, auf die Orks stürzten. Zudem besaß er ein großes Jagdtalent und wollte seinen Teil leisten, um das Dorf mit Nahrung zu versorgen oder die Grenzen als Spähposten zu bewachen.
Rabohr hatte sich schließlich damit abgefunden, dass sein Sohn lieber auf diese Weise ihr Volk unterstützte. Doch obwohl er gerne einen Krieger zum Sohn gehabt hätte, konnte Rabohr nicht anders, als stolz auf seinen Sohn zu sein, nachdem dieser immer mehr Felle und Fleisch von gefährlichen Tieren mitbrachte. Als Rhobar schließlich einen Schattenläufer niederstreckte und als Trophäe mitbrachte, wären ihm fast vor lauter Stolz die Knöpfe von der Jacke gesprungen. Das der Schattenläufer von dem Bogen getötet wurde, den er selbst gefertigt hatte, tat sein Übriges dazu.

Rhobar nahm den Bogen vom Haken und schlang ihn sich um die Schulter. Zuletzt nahm er den Köcher mit Pfeilen der and er Wand lehnte und befestigte auch diesen am Gürtel.
„Wohin gehst du, Papa?“ Rhobar wandte sich um. In der Tür zum dritten Raum der Hütte, stand sein Sohn Rhobar der Jüngere. Der rieb sich mit der rechten Hand die müden Augen, in der Linken hielt er den Zipfel seiner Wolfsfelldecke, die er hinter sich herschleifte. Rhobar ging zu seinem Sohn und ging in die Knie, um auf Augenhöhe mit ihm zu sein. „Ich gehe auf die Jagd, Rhobar, damit du, Mama, Opa und ich was zu beißen haben.“, sagte er und streichelte ihm über die Haare. Sein Sohn fragte: „Darf ich mitkommen?“ „Ein anderes Mal, Junge. Du musst hier bleiben und auf Mama und Opa aufpassen.“, sagte Rhobar und legte dem Kleinen die Hand auf die Schulter. „Wie denn?“, quengelte dieser. „Ich bin doch viel zu klein um Mama zu beschützen.“ Rhobar lächelte, griff nach etwas von dem Stuhl neben ihnen und versteckte es hinter dem Rücken. „Aber, aber, mein Sohn, was sagt Opa immer?“
„Es kommt nicht auf die Größe, sondern auf einen kräftigen Arm und eine scharfe Waffe an“
„Genau. Du bist doch kräftig, oder etwa nicht?“, fragte sein Vater.
„Natürlich!“, rief der jüngere Rhobar trotzig, hielt dann aber kurz inne. „Aber ich habe gar keine Waffe!“
Sein Vater lächelte noch breiter. „Na dann habe ich etwas für dich!“, sagte er und zog den Gegenstand hinter seinem Rücken hervor.
In Händen hielt er ein aus Holz geschnitztes Schwert. Das Schwert war etwa eine Elle lang, hatte einen langen Griff und eine kurze Parierstange. Das Design war dem der traditionellen Nordmarschwerter nachempfunden.
Mit einem Laut des Entzückens und der Begeisterung, riss der Junge die Waffe aus der Hand seines Vaters. Doch bevor er beginnen konnte, die Einrichtung der Hütte in ihre Einzelteile zu zerlegen, wurde Rhobar von der Hand seines Vaters zurückgehalten.
„Heda, sachte, sachte mein Junge!“, sagte der ältere Rhobar. „Eine Waffe ist kein Spielzeug! Bevor du das Schwert behalten darfst, musst du mir eins versprechen.“ Die Stimme des Vaters wurde nun eindringlich und ernst, dass lächeln schwand aus seinem Gesicht. „Du musst mir versprechen, dass du das Schwert nur benutzt, wenn du Mama verteidigen musst. Versprich mir, dass du keinen der anderen Junge angreifst, weil sie dich ärgern. Das wichtigste für einen Krieger ist, dass er seine Gefühle unter Kontrolle hat. Trainiere damit und pflege es, denn ein Mann muss sich um seine Waffen kümmern, aber schlag damit keinen anderen. Prügel dich mit ihnen, wenn sie dich herausfordern, aber nur ohne Waffe. Versprich mir das!“ Beim letzten Satz hatte Rhobar seinem Sohn beide Hände auf die Schultern gelegt und ihm fest in die Augen gesehen.

„Ich versprech´s!“

Rhobar zog die Tür hinter sich zu. Es war immer noch sehr kalt draußen, doch nicht so bitterkalt wie gestern. Der Sturm hatte sich verzogen und eine Decke aus frischem Schnee hinterlassen. Rhobar atmete tief die eisige Luft ein. Die Luft Nordmars war das beste Mittel um müde Geister zu wecken. Er überprüfte ein letztes Mal den Sitz seiner Waffen und schritt dann los, durch den tiefen Schnee, dem Eingang des Dorfes entgegen. Er hatte wieder das Kribbeln im Rücken, das freudig gespannte Gefühl, dass er immer hatte, wenn eine neue Jagd bevorstand. Rhobar näherte sich dem Eingangstor. Mit einem Kopfnicken grüßte er den Mann, der auf einem Spähposten wache hielt. Wache halten war keine so unangenehme Aufgabe in Nordmar, wie so mancher denken mochte. Jeder Spähturm war mit hohen Wänden gebaut worden, so dass nur der Kopf und die Schultern darüber hinausragten. Dies diente vor allem zum Schutz vor Angriffen, war aber auch nützlich um den kalten Wind abzuhalten. Zudem war jeder Turm mit einem kleinen Ofen ausgestattet um die schlimmste Kälte zu vertreiben. Die Krieger, die beim Sturm Wache schieben mussten, waren bestimmt sehr froh gewesen, dass sie die Öfen hatten. Außerdem konnten Pfeile im Ofen entzündet werden, um damit die Feinde zu beschießen.
Rhobar schritt am Wachposten vorbei durch das Tor und den Weg den Hügel hinunter. Der Feuerclan war auf einer Anhöhe errichtet worden, was dessen Verteidigung erleichterte. Ein Pfad schlängelte sich an der Seite des Hügels hinunter. Das Einnehmen des Clans wurde durch den Pfad noch schwieriger, da nur drei oder vier bewaffnete nebeneinander gehen konnten, ohne in die Tiefe zu stürzen. Belagerungsmaschinen hatten kaum Platz und konnten schnell und effektiv zerstört werden.
Am Fuß des Pfades war eine Brücke errichtet worden. Vor ebendieser Brücke hatte ein schwer gepanzerter Wachposten Stellung bezogen, der sich bei dem Geräusch seiner Schritte zu ihm umwandte. Die Rüstungen der Nordmarer waren aus Eisenplatten und Fellen gefertigt, Schulten, Oberkörper, Arme und Beine waren mit Eisen geschützt und von innen mit Fellen bestückt worden, um den Träger vor der rauen Witterung zu schützen. Die Hände waren in Fellhandschuhe gesteckt, welche mit kleinen Eisenplättchen auf dem Handrücken ausgestattet waren. Die Füße steckten in dicken Stiefeln aus Tierfell und hatten eine Sohle aus hartem Leder. An den Schulterplatten war ein dicker Umhang aus Fell befestigt, der zum einen gegen starken Wind schützen sollte, der in die Ritzen der Rüstungen fegte, zum anderen war er eine Auszeichnung an den Träger. Je gefährlicher das Tier, von dem das Fell war, desto höher war der Rang. Sollte es zu einem Kampf kommen, konnte der Krieger einfach zwei, an den Schultern befestigte Verschlüsse öffnen und den Umhang abwerfen. Anders als die Krieger des Midlands, war es einem Nordmarer egal, wie er während einem Kampf aussah, solange er diesen Gewann. Das Fell des Kriegers war anscheinend aus dem Fell eines Rippers gefertigt worden. Die meisten Nordmarer verzichtet auf einen Helm, denn sie brauchten das Gefühl des kalten Windes auf der Haut, um sich im Kampf entfalten zu können.
Auch diesen Wachposten grüßte Rhobar mit einem Kopfnicken, was dieser mit einem gebrummten „Morgen!“, erwiderte. Rhobar schritt über die Brücke und konnte weiter vorne einen Mann stehen sehen. Thren wartete bereits auf ihn.
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BeitragThema: Re: Rhobar, der Erste   Rhobar, der Erste Icon_minitimeDi Jun 21, 2011 9:42 pm

„Da bist du ja endlich! Ich dachte schon du kommst gar nicht mehr und lässt mich allein jagen! Deine Frau hat dich wohl zu hart rangenommen, was?“, begrüßte Thren ihn, und schlug ihm auf die Schulter. Von der düsteren Stimmung des letzten Abends war nichts mehr zu spüren, der Jäger hatte seine gute Laune wieder gefunden. „Ich dachte mir, die Kälte könnte dir eventuell die Müdigkeit aus den Knochen vertreiben!“, konterte Rhobar und stieß ihn mit dem Finger in die Brust. „Nicht das du mir beim verstecken im Dickicht einschläfst!“
Thren lachte. „Wir könnten uns den ganzen Tag solche Wortgefechte liefern, doch das füllt weder die Vorratskammern, noch ist das hier der geeignete Ort dafür. Später, wenn wir wieder im Warmen sind, bleibt uns genug Zeit dafür. Jetzt wird es aber Zeit, dass wir losgehen!“ Rhobar nickte und er und sein ehemaliger Ausbilder schritten los.

Nordmar galt als das unwirtlichste und barbarischste Land auf dem Festland. Angeblich war Nordmar nur mit tiefen Schluchten, bösartigem Getier und unfreundlichen Clanbarbaren versehen. Das allerdings waren nur Worte von Leuten, die Nordmar noch nie bereist hatten. Sicher, die Silhouetten des südlichen Gebirges mussten von Midland aus betrachtet bedrohlich und unbequem sein. Bei schweren Stürmen war Nordmar auch lebensbedrohlich für diejenigen, die nicht an die harte Witterung gewöhnt waren. Doch jeder, der Nordmar bei klarem Wetter und mit guter Ausrüstung bereist hatte, musste zugeben, dass die eisigen Hänge des Gebirges eine unverfälschte Schönheit besaßen. Hier, wo die ach so unzivilisierten Barbaren lebten, hatte der Mensch die Natur nicht unterworfen, nein, die Menschen hatten sich ihr angepasst und ihr Leben ganz auf ihr eingestellt. Thren und Rhobar gingen an hohen Felswänden entlang, die ab und zu von Erz- oder Goldadern durchzogen waren, so dass es aussah, als hätte ein Schmiedemeister Juwelen in die Berghänge eingelassen. Frischer Schnee glänzte an den Hügeln und Hängen und knirschte unter den Stiefelsohlen der beiden Jägern. Beide waren in Nordmar aufgewachsen, konnten sich an der Schönheit ihrer Heimat immer noch nicht Sattsehen. Bisonherden zogen durch die kalte Gegend, immer auf der Suche nach Nahrung und was konnte schöner sein als diese Tiere zu beobachten, wie sie sich in der eisigen Kälte behaupteten? Natürlich nur, wenn sie nicht das Ziel einer Jagdgruppe waren.

Der Vormittag ging vorbei, die Sonne stand weit oben am Himmel und Rhobar und Thren hatten bereits drei Bisons und vier Eiswölfe erlegt. Die Felle und das Fleisch hatten sie in einer kleinen Hütte, welches als Jagdlager diente, zurückgelassen. Wenn sie mit ihrer Jagd fertig wären, würden sie die Jagdausbeute mit einem Karren zum Dorf ziehen. Die beiden Jäger überquerten eine Brücke die über ein tiefes Tal gespannt war und schritten über ein weites Feld aus Schnee.
Nach einer weile kamen Rhobar und Thren zu einem kleinen Wäldchen aus dunklen Tannen. In Nordmar gab es nicht viele Wälder von dieser Dichte, aber es lohnte sich sie zu suchen, denn außerhalb der Paarungszeit, boten solche Wälder einen guten Schutz für die Tiere. Eine Jagd im Wald war fast immer erfolgreich, denn hier hatte man ein wenig Deckung, im offenen Gelände dagegen sah einen das Jagdziel zu früh.
„In der Mitte dieses Wäldchens ist eine Lichtung, Rhobar. Die habe ich neulich bei einem meiner Streifzüge entdeckt. Die Lichtung hat ein Dach aus Zweigen, so dass kaum Schnee unten ankommt. Ein idealer Platz für Tiere. Wenn man normal geht, erreicht man sie in wenigen Minuten, allerdings sind wir ja auf der Jagd und müssen uns vorsichtig nähern. Außerdem müssen wir uns gegen den Wind nähern, sonst wittern uns, unsere noch lebendigen Fleischvorräte.“, sagte Thren, als sie den Rand des Waldes erreichten. Er hatte die Stimme gesenkt, damit der Wind seine Stimme nicht in den Wald trug. Rhobar nickte nur. Thren hatte die Angewohnheit, jeden der mit ihm auf die Jagd ging so zu behandeln, als würde er einen Neuen ausbilden. Dabei hatte Rhobar schon einige Jahre Erfahrung! Er kannte diese Angewohnheit zwar, doch es nervte ihn trotzdem noch.
„Weiß ich, Mann.“, antwortete Rhobar und verdrehte die Augen. „Ich nähere mich von Osten und du von Norden, in Ordnung?“ Auch er hatte die Stimme gesenkt.
„Einverstanden. Das übliche Zeichen?“
„Ja.“

Die Jäger trennten sich. Rhobar ging einige wenige Minuten am Wald entlang und schlug sich dann ins Unterholz. Die Kunst beim Jagen war, das Gestrüpp nicht einfach zur Seite zu stoßen und über den Boden zu trampeln, denn das hätte jeden Waldbewohner verscheucht. Es hatte etwas von Diebesgeschick an sich, möglichst lautlos, einen Schritt nach dem anderen zu setzen. Der Körper musste immer vom Dickicht verdeckt werden, damit man nicht zufällig von einem Herdenmitglied entdeckt wurde. Floh eines, floh die gesamte Herde, was eine mühselige Hetzjagd nach sich gezogen hätte.
Rhobar schlich langsam durch das Gebüsch, lauschte auf jedes Geräusch und achtete darauf, keine Zweige zu zerbrechen und Gestrüpp abzuknicken. Nach einigen Minuten kam er an den Rand der Lichtung. Er bemerkte schon von weitem, dass die Bäume weniger eng beieinander standen. Vorsichtig, um ja kein Geräusch zu verursachen, schob er ein wenig Gestrüpp zur Seite.
Die Lichtung hatte, wie Thren sagte, ein Dach aus Zweigen und Ästen. Am Boden grasste eine kleine Herde Ripper. Ripper sahen aus wie zu groß geratene Wildschweine, hatten aber anders als ihre Verwandten keine Hauer. Dafür sahen sie noch bedrohlicher aus. Wer es nicht wusste, würde annehmen, dass diese Tiere Fleischfresser sind. Die großen Zähne machten zwar den Eindruck eines brutalen Jägers, waren aber nur für Pflanzen gemacht. Was nicht hieß, dass diese Tiere harmlos waren. Im Rudel waren Ripper gefährliche Gegner, die mit ihren Kiefern Knochen brechen konnten. Rhobar betrachtete einen Augenblick lang die Herde, bis er einen lauten Eulenruf hörte. Das war das vereinbarte Zeichen! Thren war an seiner Position angekommen. Rhobar stieß zwei lang gezogene Eulenrufe aus, um zu zeigen, dass auch er in Position war. Eine lange Folge von Eulenrufen informierte Rhobar darüber, dass Thren das Tier ganz außen erlegen wollte. Rhobar antwortete, dass er verstanden hatte. Langsam zog er einen Pfeil aus seinem Köcher und legte ihn locker an die Sehne. Er hatte eine ideale Schussposition, denn er konnte durch eine Lücke im Dickicht feuern ohne sich zeigen zu müssen. Es würde die Ripper verwirren, wenn sie kein angreifbares Ziel hatten. Ausgemacht war das Rhobar den ersten Schuss abgeben sollte. Langsam, ganz vorsichtig hob er den Bogen und peilte das ausgewählte Ziel an.
Plötzlich richteten sich mehrere Ripper auf und warfen nervös ihre Köpfe in den Nacken. Sie witterten irgendetwas. Rhobar hielt inne. Thren und er hatten sich gegen den Wind positioniert, aber was bei Innos witterten die Viecher bloß? Im nächsten Moment hörte Rhobar es mehrmals summen und zwei der Ripper brachen zusammen. Jetzt kam Bewegung in die Herde. Die verbliebenen Ripper brüllten, doch nicht vor Furcht, sondern vor Wut. Jetzt konnte Rhobar Zweige knacken hören, genau gegenüber seiner Position. Urplötzlich stürmte eine Gruppe Orks auf die Lichtung, brüllten laut und schwenkten ihre Kriegsäxte. Rhobar war erst wie erstarrt und stieß dann ein zischen aus. Orks!? Verdammt wo kommen die denn her? dachte Rhobar und beobachtete aus seinem Versteck die Szene die sich vor ihm abspielte. Orks stürmten von mehreren Seiten auf die Lichtung und griffen die Ripper an. Ein Ork zertrümmerte mit einem gewaltigen Hammer den Schädel eines Rippers, so dass der Körper schlaff in sich zusammen sank. Zwei andere drangen mit Äxten auf ein anderes Exemplar ein, bis auch dieses blutend in den Schnee stürzte. Mehrere Ripper stürmten durch die Menge der Orks und wurden dort gnadenlos niedergemacht. Die Orks verstanden nicht viel vom Jagen, kannten ihre Finessen nicht. Ihnen ging es hauptsächlich darum, dass das Tier tot vor ihnen lag.
Das Gemetzel dauerte nur kurz und wenige Minuten später lagen etwa ein dutzend Ripper tot im Schnee. Rhobar hatte sich währenddessen keinen Millimeter bewegt. Auch von Thren war nichts zu sehen. Offensichtlich kauerte er wie sein jüngerer Gefährte im Gebüsch. Rhobar beobachtete die Orks. Es waren wenigstens ein Dutzend Orks die da vor ihm Standen.
Die Orks der Nordlande hatten dichtes, dunkles Fell auf ihrer Haut, kleine Hauer im Mund und gingen aufrecht. Ein ausgewachsener Ork konnte über zwei Meter groß werden und Rhobar sah nur ausgewachsene Orks vor sich. Jeder von ihnen war in grob zusammengeflickten Fellen gehüllt, denn ihr körpereigenes Fell war nicht dicht genug um sie vor der Kälte zu schützen.
Jeder der Orks trug entweder eine Axt oder ein grobes Schwert bei sich. Nur einer der Orks trug einen Hammer bei sich. Dieser war es auch der nun ein Triumphgebrüll erklingen ließ. Die anderen stimmten in das Gebrüll mit ein und es schallte durch den ganzen Wald. Als das Gebrüll verstummte, sprach der Ork mit dem Hammer in ihrer Sprache mit seinen Kameraden. Daraufhin begannen die anderen Orks die erlegten Ripper auseinander zunehmen. Jedenfalls das, was von ihnen übrig war, denn die Schläge der Orks hatte viele Ripper fast zu Matsch zerschlagen. Rhobar hoffte, dass die Orks vertieft genug in ihre Arbeit waren, damit er sich davonstehlen konnte, denn die bloße Vorstellung, auf diese Entfernung nur mit einem Dolch, einem Bogen und wenigen Pfeilen gegen ein Dutzend Orks zu kämpfen, war, gelinde gesagt, selbstmörderisch. Rhobar wandte sich langsam um und bewegte sich in Zeitlupe vorwärts. Mit den Augenwinkeln behielt er den Anführerork, den mit dem Hammer, im Auge. Dieser Beobachtete die Umgebung und die Arbeit seiner Untergebenden. Rhobar war nur noch wenige Schritte vom dichteren Waldabschnitt entfernt. Eine leise Hoffnung kam in ihm auf, dass er es schaffte, unbemerkt davonzukommen. Bei Innos, wenn er das seiner Frau erzählen würde, dann…

Knack

Rhobar erstarrte und sein Herz setzte einen Moment aus. Dann sah er langsam nach unten. Ein Zweig. Er war auf einen Zweig getreten, der unter seinem Gewicht gebrochen war. Auf jeder Seite seines Stiefels ragte ein Bruchteil dieses Zweiges in die Höhe. Rhobar wandte den Kopf um. „Oh, Scheiße!“, entfuhr es ihm.
Beim Geräusch des brechenden Astes, hatte der Anführer der Orks sofort den Kopf herumgerissen, den Blick suchend übers Unterholz wandern lassen und denn Menschen entdeckt. Jetzt starrten sich er und der Mensch direkt in die Augen. Hass flackerte in diesen harten Augen auf. Dann riss er das Maul auf und brüllte, während er seine Waffe zog:

„Morra!“

Im nächsten Augenblick entdeckte er auch Thren, der sich ebenfalls zurückziehen wollte.
Die anderen Orks ließen ihre Messer, die sie zum Ausweiden benutzt hatten, fallen und rissen ihre Waffen von den Schultern.

„Orrog Shadar!“

Die Orks stürmten beim gebrüllten Befehl ihres Anführers auf die beiden Menschen zu. Nun nahm Rhobar die Beine in die Hand. Blitzschnell hechtete er nach vorne und stürmte mit aller Kraft durch den Wald. Aus den Augenwinkeln nahm er war, dass auch Thren verfolgt wurde. Rhobar sprintete so schnell er konnte durch das Dickicht, stolperte über eine Wurzel und wäre fast gestürzt, konnte sich aber gerade noch an einen Baum abstützen. Das Gebrüll der Orkkrieger in seinem Rücken näherte sich im langsam und stachelte ihn zu noch größerer Leistung an. Wenn er hier rauskommen wollte musste er rennen, wie er noch nie in seinem Leben gerannt war. Rhobar flog förmlich durch den Wald und langsam blieben seine Verfolger zurück. Mehrere schweißtreibende Minuten hetzte er weiter durch den Wald, stolperte mehrmals, konnte sich aber auf den Beinen halten. Mit einem Satz sprang er über einen umgestürzten Baumstamm. Dummerweise verhakte sich sein Bogen, den er immer noch in Händen hielt, in den Ästen des Stammes. Erst wollte er sein wertvolles Stück befreien, doch als das Gebrüll seiner Verfolger wieder lauter wurde, ließ er ihn zurück und rannte weiter, um seinen Häschern zu entkommen. Er flüchtete noch etwa eine Minute, dann durchbrach er das letzte Gestrüpp und sah sich am Waldrand stehend. Hektisch riss er den Kopf von links nach rechts, auf der Suche nach etwas Deckung. Einige Schritte von ihm entfernt sah er einen Busch zwischen zwei größeren Felsen. Dorthin spurtete er und mit einem Hechtsprung stürzte er hinter die Deckung. Hinter dem Busch lag ein verlassener Tierbau, gerade so groß das er hineinkriechen konnte. Als er sich in das Loch gequetscht hatte, stürmten die Orks aus dem Wald. Einen Moment blickten sie suchend durch die Gegend, schwärmten dann aber aus. Rhobar betete innbrünstig zu Innos, er möge ihn vor den Blicken der Orks beschützen. Ein Ork kam gefährlich nahe an seinem Versteck vorbei, schaute aber nicht hinter den Busch. Hätte er sich darüber gebeugt, hätte er ihn zweifellos entdeckt. Rhobar fiel ein Stein vom Herzen, dass der Ork nicht auf diese Idee kam. Einige Minuten suchte die Orks noch nach ihm, schließlich gaben sie die Verfolgung auf und kehrten zu der Lichtung zurück. Einer der Orks rammte wütend seine Axt in einen Stamm. Offenbar war dieser schwer Enttäuscht darüber, dass er den Menschen nicht in kleine Scheiben schneiden konnte.
Rhobar blieb noch einige Minuten in seinem Versteck, krabbelte dann aber hinaus. Kurz spähte er über die Hecke, um zu prüfen, ob nicht vielleicht doch noch ein Ork nach im suchte. Als er sicher war, allein zu sein, hockte er sich auf den schneebedeckten Boden und überlegte was er jetzt tun sollte. Er war, Innos seis gedankt, den Orks entkommen. Doch hatte Thren es ebenfalls geschafft? Hatten die Orks ihn geschnappt und gefangen genommen oder gar getötet? Rhobar überfielen heftige Gewissenbisse, denn nur wegen ihm waren sie aufgeflogen. Wenn Thren, sein Meister und Freund wegen eines Fehlers von ihm getötet worden war, würde er sich das nie verzeihen können. Ins Dorf zurückkehren und dort zu warten, war auch keine Lösung. Vielleicht lag Thren ja verletzt im Schnee und brauchte Hilfe! Er würde erfrieren oder verbluten, wenn Rhobar ins Dorf ging um Hilfe zu holen. Rhobar verdrängte diese Gedanken aus seinem Kopf und zog ein grimmiges Gesicht. Er sah nur eine Möglichkeit:
Er musste sich zur Lichtung zurück schleichen, so irrsinnig sich das auch anhörte und herausfinden was mit seinem Freund geschehen war.
Während ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen hatte Rhobar einen Zweig in die Hand genommen und ihn nervös hin und her gedreht. Jetzt ballte er die Faust und zermalmte den Zweig in seiner Hand.
Er war fest entschlossen, seinen Freund zu finden, koste es was es wolle. Wie sollte er den anderen unter die Augen treten, wenn er es nicht mal versucht hatte?
Rhobars Entschluss stand fest: Er würde sich zurück schleichen um seinen Freund zu finden und ihn sicher nach Hause bringen!
Rhobar richtete sich auf und kletterte über den Busch zurück ins Freie. Langsam schlich er sich zum Waldrand und tauchte dann in das Unterholz ein.
Er benötigte einige Minuten um sich zu orientieren, denn bei seiner Flucht war er blindlings durch den Wald gestürmt ohne eine bestimmte Richtung einzuhalten. Schließlich bemerkte er, dass er sich wieder der Lichtung näherte. Der Wald lichtete sich wieder und Rhobar kroch zu einer hohen Hecke. Da sieh zu dicht war um durch sie hindurchzuspähen, schob Rhobar so vorsichtig wie er konnte einige Zweige zur Seite…. und starrte entsetzt auf die Lichtung.
Die Orks waren noch da, allerdings stellten sie keine Bedrohung mehr da, so zerfetzt wie sie im Schnee lagen. Die ganze Lichtung war schon beim Kampf mit den Rippern mit Blut bespritzt gewesen, jetzt aber sah es aus, als hätte ein wirrer Künstler die ganze Lichtung mit roter Farbe überschüttet. Der gesamte Boden war mit dickem Blut durchtränkt worden, selbst die Bäume waren rot besprenkelt. Überall auf der Lichtung lagen tote Orks, grausam verstümmelt. Einem war der Kopf mit großer Wucht zertrümmert worden, einem anderen quollen die Gedärme aus dem Bauch. Verstreut um die Toten lagen Körperteile im Schnee. Rhobar sah Arme, Beine und auch zwei abgetrennte Köpfe in ihrem Blut liegen. Übelkeit stieg in Rhobar auf und er hielt sich die Hand vor den Mund. Bei keinem Kampf hatte er solch grausame Verstümmelungen gesehen. Jeder der Orks hatte sein Gesicht zu einer Maske der Angst und des Entsetzens verzogen. Bei anderen konnte man kein Gesicht mehr erkennen, denn sie waren von scharfen Klauen zerrissen worden. Direkt vor ihm im Schnee, lag der Ork mit dem Hammer und starrte ihn aus toten Augen an. Besser gesagt, aus totem Auge, denn ein Großteil seines Gesichtes fehlte. Tödlich scharfe Zähne hatten ihm einen Teil seines Fleisches aus dem Antlitz gerissen, der Kriegshammer lag zerborsten zu seinen Füßen.
Rhobar kam das alles wie ein schrecklicher Traum vor und er rieb sich das Gesicht mit Schnee ein. Ein Teil von ihm hoffte das die schrecklichen Bilder sich als einen Albtraum entpuppten. Ein anderer Teil wusste allerdings, dass das leider kein Traum war. Er öffnete die Augen und spähte erneut durch den Busch auf diese entsetzliche Szenerie die sich ihm bot. Er zählte zwölf Orkleichen. Das hieß das irgendetwas stark genug war um ein dutzend schwer bewaffnete Orkkrieger in wenigen Minuten in ein paar blutende Bündel zu verwandeln. Ein Troll kam nicht in Frage, der hätte sich nie durch die engen Bäume zwingen können und eine mit Gewalt geschaffene Schneise konnte er nicht entdecken. Ein Schattenläufer konnte es auch nicht gewesen sein. Diese waren zwar sehr gefährlich, doch konnte selbst der stärkste Schattenläufer nicht gegen ein dutzend Orkkrieger bestehen. Was also….
Plötzlich machte Rhobar am ihm gegenüberliegenden Ende der Lichtung eine Bewegung aus. Er konnte eine undeutliche Gestalt erkennen die sich über die Leiche eines Orks beugte. Rhobar konnte nicht viel erkennen, nur das diese Gestalt offenbar schwarzes Fell hatte. Er versteifte sich unwillkürlich und Panik kochte in ihm hoch. Der Urheber dieses Massakers war noch hier, schien ihn aber nicht bemerkt zu haben, wofür Rhobar sehr dankbar war. Er hatte das Wesen nicht bemerkt da es tief über dem Boden kauerte. Nun nahm er reißende und schmatzende Geräusche war. Im nächsten Moment begriff er, dass dieses Vieh dabei war einen Ork zu verschlingen. Die widerlichen Fressgeräusche drangen noch deutlicher zu ihm hinüber und er nahm nun den Geruch von orkischen Innereien war. Wieder stieg Übelkeit in ihm auf und musste dem Drang widerstehen sich zu übergeben. Trotzdem konnte er leises Stöhnen nicht unterdrücken. Die Kreatur unterbrach ihr Mahl, hob den Kopf und wandte ihn leicht zur Seite, als würde es lauschen. Sonnenlicht fiel direkt auf die Fratze des Wesens.

Hatte Rhobar schon beim Anblick der vielen verstümmelten Orks tiefes Entsetzen empfunden, welches bis in seine Knochen drang, so war dies nichts im Vergleich zu dem was er beim Antlitz dieser Kreatur empfand. Es war, als hätte Rhobars Albtraum Gestalt angenommen. Das Wesen, das ihn durch seine Träume hetzte, war nun nicht mehr undeutlich, sondern stand gut vier Meter von ihm entfernt im Schnee und war klar umrissen. Das Tier, oder was dies auch immer war, hatte einen länglichen, platten Kopf, ähnlich dem einer Echse, besaß aber auch menschliche Züge. Das ganze wirkte unnatürlich und irgendwie falsch. Der Körper war ebenfalls ähnlich dem eines Menschen, war aber merkwürdig gestreckt und gebeugt, wie der eines Buckligen. Statt Hände, besaß es sechs lange, scharfe Klauen an überlangen Armen. Die Klauen waren wie die Finger eines Menschen angeordnet. Der Körper war nicht, wie Rhobar vermutet hatte, mit Fell bedeckt, sondern mit einer ledrigen Haut überzogen. Diese war so tief schwarz, dass es aussah, als hätte die Dunkelheit beschlossen, eine eigene Verkörperung zu erschaffen.
Es war, als würde Rhobar´s Seele beim Anblick dieser Kreatur zerspringen. Ihm klappte der Mund auf und ein Laut des Entsetzens entfuhr ihm ungewollt. Jetzt wirbelte die Kreatur mit einer Geschwindigkeit die kein lebendes Wesen besitzen konnte in seine Richtung herum und starrte ihn durch die Hecke, direkt ins Auge.
Nun war es, als würde sich tiefe Dunkelheit um Rhobars Herz schließen, als er den Blick erwiderte. Die Bestie hatte stechend gelbe Augäpfel mit einer schwarzen Iris. Augen wie die eines Mensches, abgesehen von der gelben Farbe. Diese Augen brannten sich tief in Rhobars Gedächtnis ein. Rhobar war unfähig dem Blick dieser Augen auszuweichen und jetzt glaubte er, so etwas wie Erkennen in den bösen Augen aufflackern zu sehen. Das Wesen verzog die Lefzen zu einem bösartigen Grinsen und begann sich ihm langsam zu nähern. Die Kreatur lief gebeugt, aber wie ein Mensch oder Ork auf zwei langen, muskulösen Beinen. Jede Faser von Rhobars Körper schrie ihm zu, dass er wegrennen sollte. Endlich konnte er seinen Blick von den Augen losreißen. Wie eine Welle durchspülten ihn nun Furcht und Panik, Adrenalin wurde in seinen Körper gepumpt und er wirbelte herum und stürmte erneut durch den Wald davon. Hinter sich hörte er ein Gemisch aus wütendem Heulen und triumphierendem Gebrüll. Dann war das Geräusch von entwurzelten Büschen und brechenden Ästen zu hören, als sich sein Verfolger auf die Jagd machte.

In Nordmar
lebten die Barbaren

und Rhobar
war einer von ihnen


Rhobar rannte so schnell er konnte, doch die Anstrengungen der Jagd und die Flucht vor den Orks forderten ihren Tribut. Er spürte wie sich seine Muskeln verkrampften, doch Adrenalin flutete jede Ader seines Körpers und zwang ihn weiter zu rennen. So sehr er sich auch bemühte, das hechelnde Geräusch seine Verfolgers, näherte sich im langsam, aber stetig. Urplötzlich fand sich Rhobar vor einer Felswand wieder. Gehetzt blickte er von einer Seite zur anderen und stürmte schließlich bergab weiter. Kurz wandte er den Kopf, konnte seinen Verfolger aber noch nicht ausmachen. Im nächsten Moment tat sich vor ihm in der Wand ein Loch auf. Eine natürliche Höhle, wie es sie in Nordmar zuhauf gab.

er irrte ohne Feuer und Waffen durch das Eis
und das Biest jagte ihn

Rhobar erschien sie wie ein göttlicher Segen und so schnell er konnte, rannte er in sie hinein.
Von innen sah sie wie ein verlassener Tierbau aus, überall waren vergilbte Blätter und vertrocknete Äste aufgeschichtet die anscheinend als Lager gedient hatten. Rhobar begab sich tiefer in die Höhle hinein. Knochen knackten unter seinen Stiefel, die Überreste von kleineren Nagetieren lagen in der Höhle verstreut. Rhobar atmete krampfhaft ein und aus, zum einen vor Erschöpfung, zum anderen vor Angst, die diese Kreatur in ihm ausgelöst hatte. Kraftlos stützte sich Rhobar auf die Knie und nahm mehrmals tiefe Atemzüge. Die kalte Luft brannte in seiner Lunge und versetzte ihm schmerzhafte Stiche in der Brust. Langsam beruhigte Rhobar sich, auch wenn die Angst nicht gänzlich aus seinen Knochen wich. Er zwang sich ruhig nachzudenken. Auf der Lichtung hatte er nirgendwo die Leiche eines Menschen sehen können, was entweder bedeutete, dass Thren von den Orks erschlagen und liegengelassen worden war, oder, was wahrscheinlicher wahr, dass er es geschafft hatte zu entkommen, denn die Orks machten gerne Gefangene, um sie zu verhören und dann schmerzlich langsam sterben zu lassen.
Doch das dringendste Problem war das Monster das ihn verfolgt hatte. Auch wenn er es geschafft hatte ihm zu entwischen, konnten die Clan´s von Nordmar nicht zulassen, dass solch ein gefährlicher Jäger hier sein Unwesen trieb. Kein Krieger oder Jäger konnte mehr alleine durch die Landschaft wandern, wenn solch ein Wesen hinter jeder Ecke lauern konnte.
Rhobar richtete sich auf und lehnte sich mit einer Hand an der groben Felswand an. Dabei dachte er scharf nach: Am besten wäre es, wenn jeder Clan mehrere Krieger und Jäger stellen würde, um die Hetzjagd auf das Ding zu eröffnen!
Rhobar ging noch ein paar Schritte tiefer in die Höhle und bog um eine Ecke, so dass er vom Eingang nicht mehr erkennbar war. Wäre denkbar ungünstig, sollte die Kreatur einen Blick in die Höhle werfen und ihn entdecken, wie er da so mitten im Düsteren stand, nur weil er es nicht mehr schaffte sich in Deckung zu begeben.

Rhobar versteckte sich in einer Höhle

Die Angst war noch immer nicht gewichen, doch Rhobar war der festen Überzeugung, dass er seinen Hetzer abgeschüttelt hatte. Während er schätzte wie viele Leute man brauchen würde um solch ein Wesen zu töten, hörte er wie etwas am Höhleneingang scharrte. Er erstarrte. Jetzt wurde das Licht, welches die Sonne auf den Boden in der Nähe des Eingangs warf, von einem Umriss blockiert.
Rhobar hielt die Luft an und presste sich dicht an die Höhlenwand, während er den Umriss beobachtete, der auf den Boden geworfen wurde. Nun vernahm er ein Geräusch, dass sich wie ein bellendes Kichern anhörte und dann ein schnüffeln als suche etwas seine Fährte. Schritte näherten sich der Biegung in der sich Rhobar noch fester an die Wand drückte. Trotz der Kälte lief ihm ein dicker Schweißtropfen die Schläfe hinab. Die Schritte hielten inne. Einen Augenblick war nichts als das Heulen des Windes draußen vor der Höhle zu hören, dann wieder Schritte, die sich von seiner Position entfernten. In Gedanken atmete Rhobar tief aus. Der Schweißtropfen hatte sich seinen Weg zum Kinn gebahnt, verharrte dort und viel schließlich in die Tiefe. Mit einem fast unhörbaren Plopp, traf er auf den unebenen Boden auf und zersprang dort. Die Schritte verstummten. Rhobar traten vor Angst fast die Augen aus den Höhlen. Aber als die Schritte wieder einsetzten, entfernten sie sich von ihm. Rhobar wartete noch eine volle Minute, dann sank er erleichtert in sich zusammen. Glück gehabt.

doch das Biest spürte ihn auf

Im nächsten Moment explodierte die Ecke der Wand an die er sich gedrückt hatte, in tausend Stücke aus Stein und Staub. Mit einem erschreckten Schrei warf sich Rhobar zur Seite, rollte sich ab und blieb kniend hocken. Dort wo vor wenigen Sekunden noch sein Kopf gewesen war, klaffte ein großes Loch in der Wand. Die Bestie hatte mit entsetzlicher Kraft einen Teil der Wand in Stücke gerissen. Jetzt starrte sie ihm wieder in die Augen, doch die lähmende Wirkung blieb diesmal aus. Blut tropfte ihr von den Lefzen und kleine Fleischstücke hingen zwischen ihren Zähnen, als sie wieder ihr bösartiges Grinsen zeigte und dann ein lachendes Kreischen ausstieß. Rhobar wirbelte herum und stolperte tiefer in die Höhle hinein.
Der Tunnel viel ein wenig ab und war ab und zu mit Adern aus magischen Erz durchsetzt, die ein bläuliches Leuchten von sich gaben. Seine Flucht endete vor einem verschütteten Durchgang. Voller Panik versuchte er sich verzweifelt mit den Händen durch den Erdhaufen zu graben und riss sich dabei die Finger blutig. Ein leises Kichern ließ ihn herumfahren. Die Bestie stand aufrecht am Anfang des Gefälles und starrte ihn an. Zwar war der Tunnel mit dem Licht der Erzadern durchzogen, doch das bläuliche Licht schien um das Wesen herum zufließen, als traute es sich nicht die Kreatur zu berühren, was dem Ding dort oben einen noch düsteren Umriss verlieh. Jetzt kam die Kreatur langsam und ohne Eile auf ihn zu. Der einzige Ausweg führte an dem Ding vorbei und Rhobar schätzte seine Chancen, lebend an dem Wesen vorbeizukommen, als sehr schlecht ein.
Aber kampflos würde er nicht zugrunde gehen. Auch wenn aus ihm kein Krieger geworden war, hatte er doch den Kampfgeist seines Vaters im Blut. „Komm her, Mistvieh!“, brüllte Rhobar, riss seinen Dolch aus der Scheide und schleuderte ihn nach der Bestie. Zwar traf er seinen Widersacher direkt auf die flache Stirn, doch der Dolch zersprang so leicht, als hätte Rhobar mit einem Schneeball nach dem Wesen geworfen.
Die Bestie kicherte erneut und kam noch weiter auf ihn zu. Nun verließ Rhobar der letzte Funken Mut. Beim Versuch zurückzuweichen, stolperte er über den unebenen Boden und stürzte hinten über. Auf allen vieren kriechend, schob sich der Nordmarer von der Kreatur weg. Hinter im türmten sich Felsen und Erde auf und versperrten ihm den Weg. Nur noch zwei Schritte von seinem Feind entfernt, griff Rhobar aus verzweifelt und blind suchend hinter sich, um vielleicht mit einem Stein einen letzten Widerstand zu bieten.
Etwas Langes und Kaltes berührte Rhobar´s Arm und er schloss die Finger darum. Mit einem Aufschrei riss er den unbekannten Gegenstand nach vorne und schlug damit nach dem Wesen.

Gewaltige Flammen schienen aus Rhobar´s Hand zu strömen und hüllten die Höhle ein. Das Monster stieß einen markerschütternden Schrei aus und sprang mit einem gewaltigen Satz von ihm weg. Beim grellen Leuchten der Flammen hatte Rhobar die Augen zugekniffen, nun öffnete er sie langsam und betrachtete den Gegenstand in seiner Hand.

Und Rhobar griff hinter sich und dort war ein Schwert

Aber das Schwert ward von Feuer umgeben


Er hielt ein wundervoll gearbeitetes Schwert in Händen. Die Klinge war in etwa einen Meter lang und vielleicht eine Hand breit und wurde zur Spitze schmaler. Uralte Runen waren an den Seiten der Klinge eingraviert worden und in der Mitte wand sich eine eingebrannte Flamme bis an beide Enden des Schwertes. Die Parierstange war aus Gold gearbeitet, der Griff war von dünnem Golddraht umwickelt worden.
Doch das beeindruckensde waren die weißblau leuchtenden Flammen, die die gesamte Klinge umwaberten. Rhobar betrachtete das Schwert voller staunen. Er spürte keine Hitze, obwohl die Flammen nur wenige Zentimeter von seiner Hand entfernt waren. Er streckte den Zeigefinger seiner anderen Hand aus, zögerte kurz und berührte dann die Klinge. Sie war kühl, als existierten die Flammen gar nicht, auch fügten die Feuerzungen seiner Hand keinen Schaden zu. Eine angenehme Wärme kribbelte seinen Arm hinauf, fegte alle Furcht aus seinem Kopf, zerriss den dunklen Schatten um sein Herz und füllte es stattdessen mit Mut, Kraft und Entschlossenheit. Ein Geräusch vor ihm ließ Rhobar aufsehen. Die Bestie kauerte einige Schritte vor ihm in der Dunkelheit und starrte ihn hasserfüllt an, behielt aber misstrauisch die Klinge in seiner Hand im Auge. Ein Grinsen breitete sich auf Rhobar´s Gesicht aus und er erhob sich. Aus irgendeinem Grund waren normale Waffen gegen das Monster wirkungslos, doch irgendwo her wusste Rhobar, dass das nicht auf die Waffe in seiner Hand zutraf. Jetzt ging er ein paar Schritte auf die Kreatur zu, diese wich noch weiter in den Schatten zurück. Jetzt wurde Rhobar´s Herz vom Feuer der Klinge erfüllt und mit einem wilden Kampfgebrüll stürzte er nach vorne.
[SIZE="6"]„INNOS!!“[/SIZE]

Beim Klang dieses Namens heulte die Bestie auf und flüchtete zurück zum Eingang der Höhle. Rhobar stürmte ihr hinterher, fest entschlossen diese Sache zu beenden. Am Höhlenausgang angekommen, blickte er suchend über die freie Fläche. Das Wesen war nicht zu sehen. Langsam schritt Rhobar ins Freie.
„WAS IST DENN LOS? NA KOMM SCHON, ZEIG DICH!“, rief er in die Wildnis hinaus. Links von ihm raschelte es und Rhobar nahm Kampfstellung ein. Eine Gestalt stürzte aus dem Unterholz und kurz bevor sich Rhobar auf sie werfen wollte, erkannte er Thren. „Was brüllst du denn hier so rum? Hättest auch normal rufen können, verdammt!“, sagte Thren und musterte Rhobar besorgt. „Geht’s dir gut? Hast du gegen die Orks kämpfen müssen? Und wo zum Beliar hast du DAS Schwert denn her? Wie zum…“. “ Thren hinter dir!“, brüllte Rhobar und stürmte auf seinen Freund zu. Dieser wand sich überrascht um. Die Bestie hatte sich heimlich hinter ihn geschlichen und sprang ihn nun mit ausgestreckten Klauen an. Thren konnte noch den Arm hochreißen, doch drei lange Hornklauen schlugen in seiner Brust ein. Er stieß einen entsetzlichen Schmerzensschrei aus und stürzte in den Schnee. Bevor ihn das Biest auseinander nehmen konnte, warf sich Rhobar mit erhobenem Schwert auf sie. Das Monster sprang zurück. Die Kontrahenten umkreisten sich mit zu Grimassen verzehrten Gesichtern. Von der Selbstsicherheit der Bestie war, angesichts dieses Schwertes, nichts mehr übrig geblieben. Rhobar wurde angesichts seines verletzten Freundes, mit einer grenzenlosen Wut erfüllt. Die Flammen der Klinge vergrößerten sich und wirbelten wie ein Sturm um die eigene Achse.
Rhobar stürmte vor und führte einen, von unten geführten Aufwärtsschlag aus. Sein Gegner wich aus und konterte seinerseits mit seinen Klauen. Mit einer Seitwärtsdrehung brachte sich Rhobar aus der Reichweite der Klauen, attackierte dann erneut. Mit seinem Schwert fing er den geführten Schlag der Bestie ab und rammte seinen Stiefel in die Brust des Feindes. Dieser taumelte durch die Wucht zurück. Rhobar setzte sogleich nach. Mit Mühe wich die Bestie den präzise geführten Hieben aus. Jetzt flackerte Angst in diesen unnatürlichen Augen auf und mit einem Aufheulen warf es sich auf Rhobar. Dieser hatte im Bruchteil einer Sekunde reagiert. Mit dem verzweifelten letzten Angriff hatte das Monster seinen Bauch entblößt und Rhobar brach gnadenlos durch die Deckung seines Gegners. Mit zornerfülltem Blick packte Rhobar das Heft mit beiden Händen und schlug mit einem von oben geführten Schlag zu.
Die Klinge spaltete die Bestie von der Schulter, quer über den Bauch, bis zur Hüfte auf. Das Geräusch von versengendem und reißendem Fleisch war zu hören. Ihrem unnatürlichem Lebens beraubt, stürzte das Monster tot zu Boden, überschlug sich und blieb liegen.

Er nahm es und tötete das Biest mit einem Hieb

Rhobar starrte auf seinen toten Feind und keuchte schwer. Dann warf er den Kopf in den Nacken und stieß einen wilden, wortlosen Schrei aus. Anschließend rannte Rhobar zu seinem Freund. Thren lag im flachen Schnee, eine Blutlache hatte sich um ihn gebildet. Rhobar warf das Schwert zur Seite, die Flammen der Klinge verblassten. Vorsichtig stützte er den Oberkörper seines Freundes gegen sein Bein und hielt sein Gesicht zwischen seinen Händen. Thren öffnete die Augen. „Gut gemacht, Junge.“ flüsterte er. Dann sank sein Kopf schlaff in den Nacken.
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Rhobar, der Erste
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